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Gesungene
Botschaft
Dorsten - Wer das Glück hat, ein geistliches Konzert in der
St. Ursula-Kirche durchzuführen, darf diesen Vorteil aus der
mystischen Stimmung dieses Raumes heraus nutzen und genießen.
Es ist einerseits seine architekturbedingte Ruhe, die andererseits
eine Nutzung von Licht und Dunkelheit anbietet und damit eine meditative
Deutung zulässt.
Auf diesem Hintergrund hatte der Brahms-Chor unter der Leitung von
Alfred Schulze-Aulenkamp und das "Fontana Consort" eine
schon fast manipulative Gefühlsintensität, die den vielen
Zuhörern gut tat. Mittelpunkt des Konzerts waren Adventslieder,
die quer durch die Musikgeschichte bis zur Spätromantik aus
ihrer schlichten Schönheit heraus neu gestaltet wurden.
Außergewöhnlich
Und dieses intensive Miterleben vermittelte ein außergewöhnliches
Hörerlebnis. Dafür garantierte zunächst ein junges
Instrumental-Ensemble mit Heike Fleckenstein, Blockflöte, Gabriele
Wolfslast, Traversflöte, Werner Brandt, Barock-Fagott, Hans-Jakob
Gerlings, Cembalo und Orgel. Sie setzten aus dem Geist barocker Spielweise
heraus ihre Musikalität und Virtuosität hervorragend in
Szene.
Dabei ergänzte sich die Rasanz ihres Tempos mit der Expressivität
ihrer Tongebung. Ihre geistreichen Dialoge in der Trio-Sonate von
Archangelo Corelli, dynamisch fein abgestuft, erfuhren vor allem
in der Trio-Sonate von Georg Ph. Telemann eine noch sensiblere Differenzierung,
die ihre kammermusikalische Qualität voll auszukosten erlaubte.
Es war eine Freude, ihnen zuzuhören. Zu ihnen korrespondierte
der Brahms-Chor mit sehr schönen Chorsätzen vom Barock
bis in die Spätromantik. Der erste Chorblock fügte Bearbeitungen über
das Lied "Nun komm der Heiden Heiland" in erstaunlicher
satztechnischer Vielfalt aneinander, die zum Vergleich herausforderte.
Ob schlicht harmonisch oder aufregend verzahnt im Chorsatz, der Chor
entzündete sehr schnell die Neugier des Zuhörens. Leider
muss man allerdings die unterschiedliche Präsenz zwischen den
Männer- und Frauenstimmen situationsbedingt hinnehmen.
Dann folgten Chorsätze über "Machet die Tore weit".
Sie waren leuchtende Beispiele für die textorientierte Gesangsintensität
des Chores, mit der die komplizierteren Kompostionsprozesse bewältigt
werden konnten. Erwähnenswert ist dabei eine solistische Liedfassung
von Thomas Selle, in der Simone Juste den strahlenden Glanz ihrer
Sopranstimme und ihrer astreinen Intonation unter Beweis stellte.
Dank der straffen Führung des Dirigenten wurde der Chorsatz
von Max Reger über "Und unser lieben Frauen Traum" zu
einem nachhaltigen Musizieren.
Dagegen waren bei der aufwändigen Chorfassung "Oh Heiland
reiß die Himmel auf" von Johannes Brahms gelegentliche
Schwächen nicht zu überhören.
Mit Recht belohnten Blumen und der langanhaltende Beifall die Stimmung
des Abends als Hinführung auf die vorweihnachtliche Zeit.
- Volker Wiltberger
04. Dezember 2006 | | Dorstener Zeitung Dorsten
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Adventlicher Glanz in Vollendung
Der Brahms-Chor und die vier Instrumentalisten des Fontana Consort
vereinten "kleine" Werke zu einem großen Konzertabend
in der ausverkauften St. Ursula-Kirche.
Dorsten. Ein großes Konzert kann auch aus einer Anzahl "kleiner" Werke
zum anrührenden Erlebnis werden. Mit beeindruckender Stimmkultur
und einer vorzüglich durchdachten Wahl des Programms bot der
Brahms-Chor in der ausverkauften St. Ursula-Kirche am Samstagabend
eine Einstimmung in die Adventszeit, wie sie besser kaum hätte
gelingen können.
Schon die Eröffnung mit den schlichten Choralsätzen alter
Musik war dennoch von besonderer Qualität: Anhand der fünf
Strophen von Johann Crügers "Nun komm, der Heiden Heiland" entstand
quasi eine neue Komposition mit den Mitteln der Collage: nämlich
aus weiteren Sätzen seiner frühbarocken Zeitgenossen.
Den schwungvollen und zugleich andächtig-verhaltenen Zauber
barocker Instrumentalmusik präsentierte das Fontana Consort
zunächst am Beispiel Corellis. Mit einem aparten Miteinander
folkloristisch anmutender Themen und frühbarocker Kunstauffassung
entzückte dann eine "Sonata Terza" Fontanas. Hans-Jakob
Gerlings am Cembola und vor allem Heike Fleckenstein an der Sopran-Blockflöte
dankte herzlicher Applaus.
Eine ähnlich klangschöne Überraschung gestaltete der
Kantor von St. Agatha, jetzt an der Kirchenorgel, mit Simone Juste
als Chorsolistin und Thomas Selles kleiner Solo-Motette: Ein schöner
Mezzo-Sopran korrespondierte ausdrucksvoll mit den Chorstimmen.
Von diesem wiederentdeckenswerten kleinen Werk aus "sprang" das
Programm vom Barock in die Romantik - und war doch kein abrupter
Wechsel, denn eine Empfindsamkeit individueller Prägung zeichnete
Selles Komposition ebenso aus wie die Werke seiner rund 200 Jahre
später wirkenden Kollegen.
Albert Beckers Motette "Machet die Tore weit" trumpfte
auf in majestätischem Gleißen, bezwingend dargeboten von
einem Chor, der die feine Akustik dieses Kirchenraumes souverän
zu nutzen wusste. Doch das Herzstück dieses Konzertes folgte
mit Max Regers zwischen Spätromantik und Moderne flirrendem "Unser
lieben Frauen Traum", das ein-setzte in zarter Innigkeit und
das trotz seiner Kürze einen großen, hochdramtischen Bogen
ausformte. Der Brahms-Chor sollte es als Zugabe noch einmal singen
und damit eine vorzügliche Wahl treffen.
Die beiden lateinischen Advents-Motetten von Josef Rheinberger standen
dieser berückenden Komposition kaum nach. Als Dirigent formte
Alfred Schulze-Aulenkamp aus ungemein exakt ausholenden Bewegungen
quasi sichtbar die komplexe Architektur.
Das galt natürlich auch für die in einer kunstvollen Doppelfuge
gipfelnde Motette "O Heiland, reiß die Himmel auf" des
Chor-Patrons Johannes Brahms. Es war die Kulmination eines großen
Konzertabends - der sich allerdings auch dadurch auszeichnete, dass
er keineswegs allein vom Glanzlicht dieses Finales geprägt war.
Anhaltender Applaus dankte dem Brahms-Chor und seinem Dirigenten
für diesen Abend von zum Schluss geradezu orchestraler Pracht.
03.12.2006 Von Ralph Wilms
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