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Nun komm, der Heiden Heiland
Konzert zum 1. Advent

Samstag, 2. Dez. 2006, 19 Uhr

Kirche im Ursulinenkloster, Dorsten

Brahms-Chor Dorsten

Fontana Consort

Musikalische Leitung: Alfred Schulze-Aulenkamp

   
     

Gesungene Botschaft
Dorsten - Wer das Glück hat, ein geistliches Konzert in der St. Ursula-Kirche durchzuführen, darf diesen Vorteil aus der mystischen Stimmung dieses Raumes heraus nutzen und genießen. Es ist einerseits seine architekturbedingte Ruhe, die andererseits eine Nutzung von Licht und Dunkelheit anbietet und damit eine meditative Deutung zulässt.
Auf diesem Hintergrund hatte der Brahms-Chor unter der Leitung von Alfred Schulze-Aulenkamp und das "Fontana Consort" eine schon fast manipulative Gefühlsintensität, die den vielen Zuhörern gut tat. Mittelpunkt des Konzerts waren Adventslieder, die quer durch die Musikgeschichte bis zur Spätromantik aus ihrer schlichten Schönheit heraus neu gestaltet wurden.
Außergewöhnlich
Und dieses intensive Miterleben vermittelte ein außergewöhnliches Hörerlebnis. Dafür garantierte zunächst ein junges Instrumental-Ensemble mit Heike Fleckenstein, Blockflöte, Gabriele Wolfslast, Traversflöte, Werner Brandt, Barock-Fagott, Hans-Jakob Gerlings, Cembalo und Orgel. Sie setzten aus dem Geist barocker Spielweise heraus ihre Musikalität und Virtuosität hervorragend in Szene.
Dabei ergänzte sich die Rasanz ihres Tempos mit der Expressivität ihrer Tongebung. Ihre geistreichen Dialoge in der Trio-Sonate von Archangelo Corelli, dynamisch fein abgestuft, erfuhren vor allem in der Trio-Sonate von Georg Ph. Telemann eine noch sensiblere Differenzierung, die ihre kammermusikalische Qualität voll auszukosten erlaubte.
Es war eine Freude, ihnen zuzuhören. Zu ihnen korrespondierte der Brahms-Chor mit sehr schönen Chorsätzen vom Barock bis in die Spätromantik. Der erste Chorblock fügte Bearbeitungen über das Lied "Nun komm der Heiden Heiland" in erstaunlicher satztechnischer Vielfalt aneinander, die zum Vergleich herausforderte. Ob schlicht harmonisch oder aufregend verzahnt im Chorsatz, der Chor entzündete sehr schnell die Neugier des Zuhörens. Leider muss man allerdings die unterschiedliche Präsenz zwischen den Männer- und Frauenstimmen situationsbedingt hinnehmen.
Dann folgten Chorsätze über "Machet die Tore weit". Sie waren leuchtende Beispiele für die textorientierte Gesangsintensität des Chores, mit der die komplizierteren Kompostionsprozesse bewältigt werden konnten. Erwähnenswert ist dabei eine solistische Liedfassung von Thomas Selle, in der Simone Juste den strahlenden Glanz ihrer Sopranstimme und ihrer astreinen Intonation unter Beweis stellte. Dank der straffen Führung des Dirigenten wurde der Chorsatz von Max Reger über "Und unser lieben Frauen Traum" zu einem nachhaltigen Musizieren.
Dagegen waren bei der aufwändigen Chorfassung "Oh Heiland reiß die Himmel auf" von Johannes Brahms gelegentliche Schwächen nicht zu überhören.
Mit Recht belohnten Blumen und der langanhaltende Beifall die Stimmung des Abends als Hinführung auf die vorweihnachtliche Zeit.

- Volker Wiltberger 04. Dezember 2006 | | Dorstener Zeitung Dorsten

     

Adventlicher Glanz in Vollendung
Der Brahms-Chor und die vier Instrumentalisten des Fontana Consort vereinten "kleine" Werke zu einem großen Konzertabend in der ausverkauften St. Ursula-Kirche.
Dorsten. Ein großes Konzert kann auch aus einer Anzahl "kleiner" Werke zum anrührenden Erlebnis werden. Mit beeindruckender Stimmkultur und einer vorzüglich durchdachten Wahl des Programms bot der Brahms-Chor in der ausverkauften St. Ursula-Kirche am Samstagabend eine Einstimmung in die Adventszeit, wie sie besser kaum hätte gelingen können.
Schon die Eröffnung mit den schlichten Choralsätzen alter Musik war dennoch von besonderer Qualität: Anhand der fünf Strophen von Johann Crügers "Nun komm, der Heiden Heiland" entstand quasi eine neue Komposition mit den Mitteln der Collage: nämlich aus weiteren Sätzen seiner frühbarocken Zeitgenossen.
Den schwungvollen und zugleich andächtig-verhaltenen Zauber barocker Instrumentalmusik präsentierte das Fontana Consort zunächst am Beispiel Corellis. Mit einem aparten Miteinander folkloristisch anmutender Themen und frühbarocker Kunstauffassung entzückte dann eine "Sonata Terza" Fontanas. Hans-Jakob Gerlings am Cembola und vor allem Heike Fleckenstein an der Sopran-Blockflöte dankte herzlicher Applaus.
Eine ähnlich klangschöne Überraschung gestaltete der Kantor von St. Agatha, jetzt an der Kirchenorgel, mit Simone Juste als Chorsolistin und Thomas Selles kleiner Solo-Motette: Ein schöner Mezzo-Sopran korrespondierte ausdrucksvoll mit den Chorstimmen.
Von diesem wiederentdeckenswerten kleinen Werk aus "sprang" das Programm vom Barock in die Romantik - und war doch kein abrupter Wechsel, denn eine Empfindsamkeit individueller Prägung zeichnete Selles Komposition ebenso aus wie die Werke seiner rund 200 Jahre später wirkenden Kollegen.
Albert Beckers Motette "Machet die Tore weit" trumpfte auf in majestätischem Gleißen, bezwingend dargeboten von einem Chor, der die feine Akustik dieses Kirchenraumes souverän zu nutzen wusste. Doch das Herzstück dieses Konzertes folgte mit Max Regers zwischen Spätromantik und Moderne flirrendem "Unser lieben Frauen Traum", das ein-setzte in zarter Innigkeit und das trotz seiner Kürze einen großen, hochdramtischen Bogen ausformte. Der Brahms-Chor sollte es als Zugabe noch einmal singen und damit eine vorzügliche Wahl treffen.
Die beiden lateinischen Advents-Motetten von Josef Rheinberger standen dieser berückenden Komposition kaum nach. Als Dirigent formte Alfred Schulze-Aulenkamp aus ungemein exakt ausholenden Bewegungen quasi sichtbar die komplexe Architektur.
Das galt natürlich auch für die in einer kunstvollen Doppelfuge gipfelnde Motette "O Heiland, reiß die Himmel auf" des Chor-Patrons Johannes Brahms. Es war die Kulmination eines großen Konzertabends - der sich allerdings auch dadurch auszeichnete, dass er keineswegs allein vom Glanzlicht dieses Finales geprägt war.
Anhaltender Applaus dankte dem Brahms-Chor und seinem Dirigenten für diesen Abend von zum Schluss geradezu orchestraler Pracht.

03.12.2006 Von Ralph Wilms